Der Begriff Kultur wird in manchen Teilen als Gegensatz zur natürlich-unberührten gewachsenen Natur verstanden. Kultur (lateinisch cultura ‚Bearbeitung‘, ‚Pflege‘, ‚Ackerbau‘) ist also ein Umgang mit dem natürlich Gewachsenen und dem, wie sich der Mensch gestaltend in sein Umfeld einbringt.
Im allgemeinen Sinn können wir Kultur als Formungsprozess verstehen, der nicht nur organisierende, strukturierende, beziehungsgebende Wirkung hat, sondern auch unsere Perspektive mitbestimmt. Indem wir der Welt eine Form geben und die (Um)Welt darauf reagiert, formt sie uns als Menschen und Kollektiv. Wir nehmen unsere Handlungen, Denken, Gefühle und die jeweiligen Reaktionen darauf in unserem Erfahrungsschatz auf, werten diese bewusst und unbewusst aus und stricken uns daraus Erklärungsmuster, wie alles zusammenhängt, was im Leben funktioniert oder eben nicht funktioniert. Indem wir diese Muster gemeinsam entschlüsseln, entdecken wir ungenutzte Potenziale, verschollene Möglichkeiten, ungeahnte Flexibilität, gesuchtes Sinnverständnis und Kraft für unseren Alltag, damit wir die nächsten Kurven des Lebens mit Schwung sicher nehmen zu können.
Mal sind es kleine Interventionen, die großes Bewirken, mal sind es große Aktionen, die einfach so verpuffen - es ist paradox und keineswegs linear. Die bunte Welt der Möglichkeiten sieht je nach Kultur z. B. mal über-flexible Organisationsstrukturen und mal steife bürokratische Strukturen vor, so gibt es zu jeder möglichen Form auch andere Herangehensweisen. Damit ist der kulturelle Kampf um die vermeidlich bessere Form eröffnet. Wer kennt es nicht, der eine schwört auf das papierlose Büro, während andere ohne handfesten Organizer nirgends hingehen. Die Vermittlung trifft mal auf einen liebevollen Bekehrungsakt, mal auf nicht müde werdenden Mühlen, mal auf lustvollen Erneuerungswillen, mal auf die, die es auf die Spitze treiben wollen. So kommt es auch, dass eine Kultur nie fertig oder vollständig ist.
Kulturarbeit heißt, die Lösungen als Gemeinschaft zu erarbeiten. Probleme dort anzupacken, wo sie entstehen und sich dem Paradox zu stellen, dass Lösungen, die früher funktioniert haben, sich inzwischen vielleicht zum Problem entwickelt haben.
Es gibt immer etwas zu tun, denn Kultur wächst nicht clean unter Laborbedingungen.
Das WIE im WIR ist kein Einzelkampf!